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Samstag, 2. Februar 2013

Ich bin die Rosa Parks des Katholizismus! ;)

Nein, bin ich natürlich nicht. Im Ernst gesprochen gäbe es ganz Andere, die diesen Titel für sich beanspruchen dürften. Aber gefühlt habe ich mich in der letzten Woche ein bisschen so. Zumindest als die Rosa Parks des Katholizismus in der linksautonomen Kneipenszene Berlins.

Wer die Klosterneuburger Marginalien, Jobo72's Weblog und/oder Elsas Nacht(b)revier regelmäßig verfolgt - und wer täte das nicht? ;) -, wird von dem Vorgang, auf den ich mich hier beziehe, bereits gehört bzw. gelesen haben. Teils trotz, teils wegen des großen Echos, das dieser Fall in der Blogoezese wie auch in meinem persönlichen Umfeld vor Ort gefunden hat, habe ich mich entschlossen, auch noch selbst etwas dazu zu schreiben - und dabei auch auf ein paar Aspekte einzugehen, die über den konkreten Anlass hinausgehen.

Beginnen wir mal historisch: Zur Zeit der "Wende" in der DDR wurden in Ostberlin (und auch andernorts) zahlreiche leerstehende Häuser von linken Aktivisten besetzt und zu alternativen Wohnprojekten gestaltet. Ein Großteil der besetzten Häuser wurde noch in den 90er Jahren teilweise gewaltsam geräumt, einige wenige erhielten sich wesentlich länger, und eine ganze Reihe dieser alternativen Wohnprojekte wurden legalisiert, indem die Hauskollektive sich mit den Eigentümern der Immobilien gütlich einigten, sich die Rechtsform von Vereinen gaben und die Häuser seither nach ihren eigenen Regeln verwalten. Oft gibt es in diesen Häusern Lokale, die sowohl für Veranstaltungen (Vorträge, Filmvorführungen, Konzerte) als auch ganz einfach als Kneipe genutzt werden, und viele dieser Lokale bieten auch wöchentlich oder monatlich eine "Volksküche" (kurz "VoKü"; in einigen dieser Lokale - wegen ideologischer Vorbehalte gegenüber dem Begriff "Volk" - auch "Bevölkerungsküche"/"BeVöKü" genannt) an, d.h., man kann dort gegen eine i.d.R. sehr bescheidene Spende ein leckeres, von Mitgliedern oder Freunden des Hauskollektivs zubereitetes Essen zu sich nehmen. Teilweise gibt es da für um die 3 Euro veritable 3-Gänge-Menüs, aus ideologischen Gründen meist vegan oder zumindest vegetarisch.

Der ideologische Charakter dieser Lokale ist übrigens durchaus unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie verstehen sich durchweg als antifaschistisch, antirassistisch, antikapitalistisch, antimilitaristisch und antisexistisch, sind gegen Atomkraft, für ein umfassendes Asylrecht, gegen den Überwachungsstaat und so weiter, woran die dort ausgehängten Plakate und ausliegenden Flyer den geneigten Gast permanent erinnern; ein gewisser linker Minimalkonsens wird vorausgesetzt, aber damit ist es dann in den meisten Fällen auch gut. Das war jedenfalls bis vor Kurzem mein Eindruck.

Ich bin seit Jahren gern und regelmäßig in einigen Lokalen dieser Art zu Gast gewesen, habe dort Menschen kennen gelernt, die ich sehr mag und schätze und mit denen ich mich in vielen Punkten sehr gut verstehe. Daraus, dass ich praktizierender Katholik bin und dass sich daraus in einigen Punkten bzw. zu einigen Themen auch fundamentale Meinungsverschiedenheiten ergeben, habe ich diesen Menschen gegenüber nie einen Hehl gemacht, und das wurde auch problemlos akzeptiert; nicht wenige meiner Bekannten aus diesem Milieu schätzen mich gerade deswegen als Gesprächspartner.

Ein Lokal, das ich seit etwa sechs Jahren sehr regelmäßig besucht habe - vor allem freitags zur VoKü -, war das Bandito Rosso in der Lottumstraße 10a. Einige der Bewohner dieses Hauses kenne ich aus einer anderen - "normalen", d.h. kommerziellen, wenn auch außergewöhnlich preisgünstigen - Kneipe ein paar Straßen weiter, wo ich noch häufiger Zeit verbringe; dagegen kenne ich die meisten Mitglieder des Bandito-Barkollektivs und auch einen Großteil der anderen Stammgäste mehr oder weniger nur "vom Sehen" - und sie mich auch.

Vorletzten Freitag war ich wieder dort - unmittelbar nach der Abendmesse, was mir selbst ein bisschen witzig vorkam, aber ich hatte später am Abend noch einen DJ-Gig in der Nähe und dachte mir, es böte sich an, in der Zwischenzeit noch ein fastentagstaugliches, da fleischloses Abendessen zu mir zu nehmen. Als ich eintrat, war kein Tisch mehr frei, also fragte ich zwei mir persönlich Unbekannte, die an einem großen Tisch mit noch zwei oder drei freien Stühlen saßen, ob ich mich zu ihnen setzen dürfe. Sie bejahten das, aber ich kam gar nicht dazu, mich zu setzen, denn plötzlich stand ein Vertreter des Barkollektivs neben mir, der mir - sehr ernst, aber nicht direkt unfreundlich - mitteilte: "Wir müssen mal mit dir reden." "Wir" waren in diesem Fall der, der mich angesprochen hatte, und eine junge Kollegin, die sich mehr im Hintergrund hielt. Das Gespräch fand im Nebenraum statt, im Stehen, aber ich durfte mir vorher noch etwas zu trinken kaufen.

Der Vertreter des Barkollektivs eröffnete das Gespräch mit dem Hinweis, es sei aufgefallen, dass ich vor dem Essen bete. "Ist das ein Problem?" fragte ich, aber dies wurde verneint. Dann jedoch leitete der Wortführer über zu der Bemerkung, er habe mich vor einigen Monaten am Rande des Marschs für das Leben (er nannte ihn allerdings den "1000-Kreuze-Marsch") gesehen - offenbar hatte er zu den Gegendemonstranten gehört und hatte, wie er zu erkennen gab, zunächst (wohlwollend, aus seiner Sicht) angenommen, das habe auch für mich gegolten. Dass ich dabei beobachtet worden sei, vor dem Essen zu beten, habe aber dann doch Zweifel an dieser Annahme erweckt, und daraufhin habe er sich - man höre und staune! - Videoaufzeichnungen vom Marsch für das Leben angesehen und mich daraufhin als Teilnehmer des "1000-Kreuze-Marsches" entdeckt, und zwar, horribile dictu, mit einem Kreuz in der Hand! Nun wollte er von mir eine Stellungnahme dazu hören, und ich erwiderte schlicht, meine Teilnahme an der Demonstration sei als "Stellungnahme" doch wohl eindeutig genug gewesen.

Da war der Ofen dann aus.

Ob mir denn nicht bewusst sei, dass im Bandito Rosso massiv gegen den Marsch für das Leben mobilisiert worden sei. Dochdoch, erwiderte ich, das sei mir sehr wohl aufgefallen, ich hätte es aber, nun ja, toleriert. Die darin enthaltene Andeutung, ich hätte mir umgekehrt ähnliche Toleranz gewünscht, stieß aber auf keinerlei Gegenliebe. Man könne ja Mancherlei tolerieren, nicht aber die Teilnahme an einer derart anti-emanzipatorischen, frauen- und schwulenfeindlichen, fundamentalistischen Veranstaltung, die im Übrigen auch rechtsextreme Züge trage. Das Bandito sei schließlich ein linker, emanzipativer Freiraum, ein Schutzraum geradezu gegen solche Zumutungen, wie ich sie verkörpere. Die junge Dame vom Barkollektiv sekundierte, sie würde es als persönliche Beleidigung auffassen, einen Frauenfeind (=wie mich) bedienen zu müssen. Vor Empörung bebend teilte mir der Wortführer mit, ich solle jetzt gehen und nicht wiederkommen. Mein Getränk dürfe ich mit 'rausnehmen, nicht aber an Ort und Stelle austrinken. Abschließend bemerkte er noch, er werde meinen "Fall" vor dem Hausplenum thematisieren. Ich verzichtete auf weitere Auseinandersetzungen und ging.

Aber fassen wir mal kurz zusammen:
  • Die Tatsache, dass ein Gast in diesem Lokal vor dem Essen betet, macht ihn verdächtig.
  • Dieselben Leute, die auf den "Überwachungsstaat" schimpfen, werten Videoaufzeichnungen aus, um ihre Gäste einer Gesinnungskontrolle zu unterziehen.
  • Der Einsatz für das Lebensrecht schwacher und wehrloser Menschen, seien sie ungeboren, behindert, chronisch krank oder alt und hinfällig, wird als "anti-emanzipatorisch", "frauen- und schwulenfeindlich", "fundamentalistisch" und in letzter Konsequenz als rechtsextrem eingestuft.
  • Eine inhaltliche Auseinandersetzung über diese Einschätzung ist nicht erwünscht.
Enorm emanzipatorisch, libertär und progressiv, meine lieben Freunde! Kaum war ich wieder an der frischen Luft, musste ich mein Erlebnis gleich mal als Facebook-Statusmeldung in den virtuellen Äther schicken, und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der Zuspruch, den ich von verschiedensten Seiten erfahren habe, hat mich sehr ermutigt, und ich möchte mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken. Besonders bemerkenswert fand ich, dass ich auch von solchen Freunden Rückendeckung erhielt, die in der Frage des Lebensschutzes teils nicht unbedingt, teils ausdrücklich gar nicht mit mir übereinstimmen. Ein paar Stellungnahmen möchte ich hier - anonym, da sie mich als persönliche, nicht-öffentliche Mitteilungen erreichten - zitieren:

"Ich bin für das Recht auf Abtreibung [...]. Aber trotzdem finde ich es erschreckend, wenn das der Grund für ein Hausverbot ist, ein Zeichen dafür, dass es keine Bereitschaft für sachliche Auseinadersetzungen gibt, nicht mehr diskutiert wird und so der einfachste Weg gegangen wird, einfach ausgrenzen, ein Armutszeugnis für eine Kneipe, in der Menschen aus dem linken Spektrum [...] verkehren."

"Aber einem Menschen aufgrund seiner eindeutigen Aussprache für den Schutz eines Lebens Hausverbot zu erteilen, gehört zu den verrücktesten Dingen, die ich je gehört habe. [...]
Auf jeden Fall verstehe ich es nicht. Manche Linke sind schon so weit links angekommen, dass sie wieder rechts angelangt sind."
Kritische Stimmen gab es auch, genauer gesagt: eine. Ein langjähriger Freund, den ich just aus dem linken Kneipenmilieu kenne, fand, mit der öffentlichen Thematisierung meines Hausverbots im Bandito würde ich mich "feiern lassen". Ich möchte betonen, dass ich das nicht so sehe. Wenn ich der Meinung bin, dieser Vorgang gehöre öffentlich gemacht, geht es mir dabei nicht um mich als Person, sondern um die Sache selbst. Genauer gesagt sogar gleich um mehrere "Sachen": einerseits die Ignoranz der Linken gegenüber dem Thema Lebensschutz, andererseits ganz allgemein um die restriktiven (oder, wie ich gern sage, "basisdiktatorischen") Strukturen in so genannten "alternativen" Hausprojekten.

Zu letzterem Aspekt hatte ich schon verschiedentlich Absonderliches gehört, und in diesem Zusammenhang muss ich noch einmal auf das oben erwähnte Stichwort "Hausplenum" zurückkommen. Mehrere Freunde und Bekannte haben mir nahe gelegt, das Hausverbot nicht einfach so zu akzeptieren, sondern es auf eine Verhandlung vor dem Hausplenum ankommen zu lassen. Man könnte denken, da hätte ich gar nicht so schlechte Chancen, zumal im Haus ja auch einige Personen leben, die mich lange und gut kennen. Nun ja: Vielleicht wäre das so, wenn so ein Hausplenum eine demokratische Einrichtung im Sinne des allgemein verbreiteten Verständnisses von Demokratie wäre. Dem ist aber nicht so. Wie ich aus anderen Fällen - die nicht die Lottum 10a, sondern andere, vergleichbar organisierte Hausprojekte betrafen - weiß, genügt für die Verhängung eines Hausverbots eine einzige Stimme, es muss noch nicht einmal eine Aussprache darüber geben, geschweige denn, dass dem vom Hausverbot Betroffenen die Chance gegeben werden müsste, für sich selbst zu sprechen. Wozu man den Fall dann überhaupt noch vor das Plenum bringen muss, ist mir schleierhaft, aber lassen wir das mal so stehen.

(Die hier nur skizzierten Strukturen führen naturgemäß zu einer abstrusen Intransparenz der Entscheidungen im Hausplenum. Ich weiß von Fällen, in denen langjährige Mitbewohner wegen eines einzigen Ausrasters in betrunkenem Zustand, ohne dass jemand ernstlich verletzt worden wäre, von heute auf morgen aus dem Haus geworfen wurden, wohingegen jemand, dem mehrere versuchte Vergewaltigungen vorgeworfen wurden, lediglich für ein halbes Jahr Alkoholverbot in der hauseigenen Kneipe erhielt. Nur nebenbei sei erwähnt, dass die betroffenen Frauen "natürlich" auch in Acht und Bann geraten wären, hätten sie die versuchten Vergewaltigungen bei der Polizei anzeigen wollen: Mit Bullen spricht man nicht. Das ist, ich betone es nochmals, nicht in der Lottum 10a passiert, sondern in anderen Häusern. Ich bitte dennoch darum, die "emanzipatorischen" und "frauenfreundlichen" Aspekte des letztgenannten Falles scharf ins Auge zu fassen.)

Eine andere interessante Erfahrung der letzten Tage: In der oben schon erwähnten "normalen, d.h. kommerziellen Kneipe ein paar Straßen weiter", in der mehrere Bewohner der Lottum 10a verkehren und z.T. arbeiten, werde ich nicht nur nach wie vor bedient, sondern so freundlich behandelt wie eh und je; ich darf hier auch das kostenose WLAN nutzen und sogar von hier aus bloggen. Was ich im Moment gerade tue.

Gestern stach mich dann der Hafer, eine andere linksautonome VoKü zu besuchen, um zu testen, wie weite Kreise meine negative Prominenz in diesen Kreisen bereits gezogen hat. Nun, ehrlich gesagt war es wohl unrealistisch und ein bisschen eitel, anzunehmen, dass man mich in einem Lokal "erkennen" würde, in dem ich noch nie gewesen war. Dass ich noch die Anstecknadel am Revers trug, die mir der Berliner Landesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Stefan Friedrich, ein paar Tage zuvor im Anschluss an eine Veranstaltung geschenkt hatte, fiel mir erst ein bzw. auf, als ich bereits auf dem Weg war, aber natürlich nahm ich sie nicht ab.

Als ich das Lokal - das Syndikat in Berlin-Neukölln - betrat, empfing mich dieses reizende Plakat:


Erst nachdem ich es fotografiert hatte, fiel mir ein weiteres Plakat auf, das darauf hinwies, dass Fotografieren in diesem Lokal verboten sei. Mein Verstoß dagegen wurde aber offenbar ebensowenig registriert wie meine Anstecknadel oder der Umstand, dass ich es mir auch hier nicht nehmen ließ, vor dem Essen ein Kreuzzeichen zu machen (das allerdings - ich räume ein Minimum an Opportunismus ein - etwas kleiner und unauffälliger ausfiel als sonst, schließlich hatte ich mein Essen schon bezahlt und obendrein Hunger). Die Gemüsebratlinge waren ein bisschen angebrannt und die Kartoffeln ziemlich geschmacksarm - kurz dachte ich daran, an der Theke nach Salz zu fragen, aber ich fürchte, dann wäre ich wirklich rausgeflogen...

(Übrigens habe ich auf Qype gerade eine interessante Kritik über das Syndikat gelesen, die ich unbedingt zitieren muss: "Fast 20 Jahre Nightlife-Erfahrung in Hamburg - ohne Probleme! Eine Nacht in Berlin - und aus dem Syndikat geflogen! Nie zuvor habe ich einen Laden erlebt, in dem Punk und Spießigkeit so nah beieinander liegen. Hammer!")

Zusammenfassend gesagt ergibt sich der Eindruck, dass gerade dort, wo eine Gruppe des Sagen hat, die sich selbst als Fundamentalopposition zum herrschenden System definiert, die Tyrannei an jeder Ecke lauert... 

27 Kommentare:

  1. Ich hätt nicht gedacht, das es so eine Parallelwelt gibt. Ich wohn halt in der Provinz.

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  2. Ach ja: mein Respekt, einfach so ruhig zu gehen. Wenn ich mir die Situation vor Augen führe, wäre ich im Angesicht dieser Ungerechtigkeit, nicht so ruhig geblieben.

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    1. Lieber Admiral,

      "Parallelwelt" trifft's ganz gut - obwohl ich, ursprünglich auch aus der "Provinz" stammend, mich, seit ich in Berlin lebe, recht schnell an die Existenz dieser Welt gewöhnt habe und mich darin in mancherlei Hinsicht gar nicht unwohl fühle; sonst wäre ich da ja von vornherein gar nicht hingegangen.

      Danke übrigens für die Respektsbezeugung; aber einerseits war ich wohl einfach zu perplex, um groß Widerworte zu geben, und andererseits habe ich (als DJ) genug eigene Erfahrungen mit der Arbeit in der Gastronomie, um zu begreifen, was Hausrecht bedeutet. Wenn ich einem unerwünschten Gast mitteile, er möge bitte gehen, erwarte ich ja auch, dass er das akzeptiert. Mit dem Unterschied, dass ich keine ideologischen Vorbehalte dagegen hätte, im Weigerungsfall die "Bullen" zu rufen...

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  3. Das ist ganz, ganz echtes katholisches Märtyrertum!

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    1. Mancher versteht eben nur das, was er verstehen WILL... *seufz*

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  4. Auch Sie ein Märtyrer KingBear? (gefühlt halt)

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    1. Ich sagte bereits, um mich persönlich geht es hier nicht.

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  5. Ich finde das sehr wichtig, lieber Kollege, dass Du Deine Erfahrungen hier offen mitteilst. So kann sich jede und jeder ein eigenes Bild machen, wie weit es in bestimmten Kreisen her ist mir Freiheit, Offenheit und Toleranz.

    Ich wünsche Dir viel Kraft, Geduld und Ausdauer, um in dem von Dir offenbar kulinarisch präferierten Milieu der Volxküchen auch in Zukunft zurechtzukommen.

    Venceremos!

    LG, JoBo

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  6. Das musste zu Sprache gebracht werden und ich finds gut, dass Sie darüber schreiben.
    Ich habs über JoBo erfahren.
    Ein Kommentar drückte es deutlich aus - nie waren sich Linke, Punk und Spiessigkeit mit Brett vorm Kopf näher.

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  7. Ich finde die Reaktionen schon sehr befremdlich. Gerade in dem linksautonomen und neu-veganen Milieu, in dem immer so viel Wert auf Gleichberechtigung und "nach seiner eigenen Facon selig werden" gelegt wird, ist es doch erstaunlich, wie schnell der unterschwellige Spiesser wieder hochkommt und es mit der Toleranz von Andersdenkenden schnell wieder aus ist.
    Ich wünsch Dir viel Kraft und Geduld für die Zukunft!

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  8. Dank für diesen Artikel.
    Und für den Hinweis auf ein Lokal, das ich bestimmt nie aufsuchen werde - und wenn es noch so günstig und lecker ist.
    Die Trugschlüsse, die aus Deiner Zugehörigkeit zur katholischen Kirche gezogen werden, sind ja nicht mal das schlimmste - obwohl schon hart genug. Aber daß das Gebet vor dem Essen ernsthaft als erstes Indiz gegen Dich herangezogen wird, das ist dermaßen schrill, daß es schon wieder klasse ist. Obwohl ich eine Satire, in der das vorkommt, vielleicht überzogen gefunden hätte.

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  9. "Zusammenfassend gesagt ergibt sich der Eindruck, dass gerade dort, wo eine Gruppe des Sagen hat, die sich selbst als Fundamentalopposition zum herrschenden System definiert, die Tyrannei an jeder Ecke lauert..."

    Folgende Lektüre bestätigt das auf furchterregende Weise:
    http://www.cicero.de/kapital/occupy-frankfurt-demo-camp-kleingeister/46616

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  10. Meine Güte, welch ein Paralleluniversum tut sich denn da auf?
    Respekt, KingBear, Respekt!
    Mir hat als Schüler in den späten 1980er Jahren ein Benediktiner mal gesagt, wir würden die Zeiten neuerlicher Christenverfolgungen in Deutschland erleben. Ich habe das damals für undenkbar gehalten. Aber wir sind offensichtlich schon mittendrin!
    Genauso offensichtlich ist die Tatsache, daß Sozialisten - egal welchen Zuschnittes - sich der gleichen Denk- und Handlungsmuster bedienen.
    Schöne, bunte Republik!
    In caritate fratrum!
    Laurentius

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  11. krass.

    Wir haben offensichtlich ein ähnliches soziales Umfeld, ich bin auch Wahlberliner, katholisch und meine Freunde sind mehrheitlich linksliberal bis linksalternativ. So etwas ist mir aber zum Glück bisher noch nicht passiert.

    Diese aseptisch linken Ecken in Kreuzberg, Neukölln und offensichtlich teilweise auch noch Prenzlberg waren mir aber immer unheimlich. In Berlin kann man wohl deswegen so gut linkes Spießertum kultivieren, weil man in bestimmten Gegenden wirklich keinen anders gepolten Leute trifft, die einen womöglich in seinem geschlossenen Weltbild verunsichern könnten.

    Ich habe da immer Menschen bevorzugt, die über eine gewisse Fähigkeit verfügen, zwischen verschiedenen Welten hin- und herzustreifen...

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  12. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  13. Ich habe eigentlich noch so gut wie garkeine schlechten Erfahrungen gemacht - im Gegenteil - z.B. in der Simon-Dach-Straße, beim Späti, in der EckKneipe gegenüber von St. Richard. Unterwegs bin ich ab und an mit ein paar Freunden (selten Katholiken dabei) und oft ergeben sich mit Kellnern oder anderen Gästen interessante, auch deftige, Diskussionen, aber immer so, dass man sich danach die Hand geben konnte und keine Angst vorm Wiederkommen hatte. Allerdings gehe ich auch selten in dezidiert linke bzw. programmatisch ausgerichtete Lokale (ich habe z.B. vor der B-Lage in Neukölln auf dem Absatz kehrt gemacht, als ich das Not Welcome Plakat sah, und hab das Feierabendbierchen mit drei Freunden in der herrlich-unpolitischen Eckkneipe ein paar Meter weiter getrunken).

    Dazu muss ich sagen: das Thema Freizeitgestaltung ist bei mir etwas heikel. Ich trage als Priester geistliche Kleidung und sähe mich auch ohne Kalkleiste in der Verantwortung, nicht jedes Etablissement einfach aufzusuchen.

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    1. Ja: Ich kann sagen, dass die positiven Erfahrungen (engagierte Diskussionen, die durchaus auch ans Eingemachte gehen, aber doch offen und respektvoll geführt werden) auch bei mir quantitativ (noch) überwiegen...

      Den Hinweis auf die "Verantwortung", bestimmte Lokale gar nicht erst zu betreten, verstehe ich allerdings nicht ganz, fürchte ich.

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    2. Lieber KingBear, ich glaube der anonyme Priester (5. Feb. 15.12 h) wollte mit der "Verantwortung, nicht jedes Etablissement einfach aufzusuchen" darauf hinweisen, daß ein Kleriker nach dem Kirchenrecht gew. Verhaltensvorschriften zu befolgen hat. Früher hieß das, glaube ich, daß er nur "loca honesta" usw. aufsuchen durfte, und gew. Kategorien galten nach der kanonist. Literatur von vornherein nicht als "honestus". Heute ist das mehr der Verantwortung des Einzelnen bzw. des zuständ. Bischofs überlassen. Gut möglich, daß ein Kleriker Schlagzeilen wie "Skandal um Priester in der Kneipe!" (in 40 Punkt auf Seite 1) vermeiden will, v.a. in einer Stadt wie Berlin - wo sich ja auch der unsägl. Ausdruck "1000-Kreuze-Marsch" entwickeln konnte.

      Zwetschgenkrampus

      Zwetschgenkrampus

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    3. Danke für die Erläuterung, Zwetschgenkrampus - wieder was gelernt!

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  14. Es ist interessant wie sich hier in Reinkultur von der Täter- in die Opferrolle katapultiert wird.
    Warum mit Leuten diskutieren, deren fundamentalistische Vereinigung so menschenverachtend daherkommt, wie sonst nur wenige?

    Hass auf Homosexuelle, Hass auf das Selbstbestimmungsrecht der Frau, Schuld an Millionen Opfern und Verbrechen, die im Namen ihres "Glaubens" ermordet bzw. begangen wurden. Allein für die "Rattenlinie" habt ihr jedes Recht auf Auseinandersetzung verwirkt.

    Gegen den Feind am eigenen Suppentopf!

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    1. Danke für diese klare Stellungnahme, pussyriot!

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    2. Als dunkelster Dunkelmann und historisch vorbelasteter Kathole kann ich "pussyriot" nur zur Überzeugung gratulieren, mit der sie/er/es (da Berlin-Bezug vorliegt, wollen wir auch die noch Unentschiedenen nicht ausschließen) Schlagworte ohne Bezug zu den Fakten in die Welt hinausposaunt. Der erste Absatz ist geradezu ein Kleinod an Judo-Formulierungen - der ist, wie sich erst aus dem Zus.hang ergibt, auf die Katholen gezielt, beschreibt aber die antiklerikalen bis überhaupt glaubensfeindlichen Sektoren des linken Milieus deutlichst, bis zur Kenntlichkeit. Wirklich, Chapeau. Der zweite Absatz allerdings, tut mir leid, nicht genügend, setzen: Sie haben die Verantwortung für zehntausende Opfer der Hexenprozesse und die Mitschuld an der Shoa zwar angedeutet ("Schuld an Millionen Opfern"), aber das Bündnis von Thron und Altar und die inhärente Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche nicht erwähnt ... Das reicht nicht für eine positive Note, so werden Sie nie JournalistIn in Deutschland.

      Zwetschgenkrampus

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  15. Ja, von mir auch "Danke", denn dadurch habe ich das erst gelesen! Super Idee. Bei uns gibt es zwar kein Paralleluniversum, aber ich könnte ja auch mal in der Kneipe vorm Essen beten.

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  16. Kann mich nur dem Admiral anschließen: Weiß nicht, ob ich so ruhig gegangen wär. Weil ich das nicht garantieren kann, versuche ich, solche Läden zu meiden, seit ich nicht mehr zu den Linken gehöre. Ich weiß schon, wie es da zugehen kann. An den Rändern sehen sich die Linken und die Rechten wieder mal erstaunlich ähnlich.

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