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Samstag, 20. April 2013

Gloria.tv und ich

Vermisst hier eigentlich jemand kreuz.net? Also, ich ja nicht so. Auf ein Internetportal, das sich mit Vorliebe der Anpöbelei, Verleumdung und Verächtlichmachung von Menschen aufgrund deren Religion, politischer Einstellung oder sexueller Orientierung widmet und  das Ganze dann auch noch "katholische Nachrichten" nennt, kann ich sehr gut verzichten. Offenbar geht das aber nicht Allen so. Sicher: Der hohe Bekanntheitsgrad von kreuz.net, die enormen Zugriffszahlen, von denen die Betreiber vieler anderer Online-Plattformen nur träumen können, müssen ja irgendwoher gekommen sein. Und es liegt wohl nicht fern, unter den regelmäßigen kreuz.net-Lesern zwei große Gruppen zu vermuten: die einen, die in den Beiträgen des Portals ihre eigenen Anschauungen widergespiegelt sahen, und die anderen, die sich - wohl nicht ohne eine gewisse "Lust am Grauen" - darüber entsetzten, wie furchtbar das alles ist.

Dass beiden Gruppen seit der Abschaltung von kreuz.net irgendetwas fehlt, kann man nachvollziehen: Den Einen fehlt ein Sprachrohr für ihre Ansichten, den Anderen ein knalliges Feindbild. Die naheliegende Reaktion auf diesen Mangel ist für beide Gruppen dieselbe: Man schaut sich in den Weiten des Internets nach Ersatz um.

Zu den katholischen Internetpräsenzen, die schon zu "Lebzeiten" von kreuz.net verschiedentlich mit dieser Seite in einem Atemzug genannt wurden, gehören an prominenter Stelle kath.net und gloria.tv. Im Falle von kath.net habe ich das nie recht nachvollziehen können. Zwar wurde in manchen Leserkommentaren zuweilen eine Sprache geführt, die vermuten ließ, dass sich dort zum Teil dieselben Trolle tummelten wie bei kreuz.net; aber seine Leser sucht man sich ja nicht aus. Die redaktionellen Beiträge auf kath.net jedenfalls unterschieden sich für mein Empfinden ganz erheblich vom engstirnigen Ultra-Traditionalismus wie auch vom diffamierungsfreudigen Krawallstil von kreuz.net. Und nach der Abschaltung der letztgenannten Seite gilt das nicht minder - was freilich nicht verhindern konnte, dass, nachdem die nur zu berechtigte Wut und Empörung über kreuz.net in Folge des schändlichen Dirk Bach-"Nachrufs" einen mit teils mehr, teils weniger redlichen Mitteln geführten Feldzug gegen diese Seite ausgelöst hatte, auch kath.net wiederholt Opfer von Hackerangriffen wurde und wird. Aus Sicht einer kirchen- und allgemein religionsfernen medialen Öffentlichkeit erscheinen wohl einfach beide Webpräsenzen als Sprachrohre dunkelkatholischer Hardliner, da verwischen sich die Unterschiede, die bei genauerem Hinsehen eigentlich deutlich genug sein müssten.

Über gloria.tv kann ich aus persönlicher Sicht wesentlich weniger sagen - was zum Teil daran liegt, dass auf dieser Seite, wie die Domainendung schon andeutet, hauptsächlich Videos gepostet werden, und ich sehe mir selten Videos im Internet an - weiß auch nicht genau, warum. Aber man hört und liest ja so einiges. So etwa, dass auf gloria.tv Beiträge erschienen, die Solidarität mit kreuz.net ausdrückten. Und dann dieser Beitrag, in dem Bilder einiger deutscher Bischöfe mit einem Hakenkreuz "verziert" wurden - wegen ihrer aus Sicht mancher Hardcore-Katholiken zu "weichen" Haltung zur "Pille danach". Inwieweit man dadurch zum Nazi wird, dass man anmahnt, bei aller Entschiedenheit des Eintretens für den Schutz des ungeborenen Lebens nicht die Nöte von Vergewaltigungsopfern aus den Augen zu verlieren, wird wohl das Geheimnis der Macher dieses Beitrags bleiben müssen. Klar dürfte hingegen sein: Wenn ein Portal, das mit dem Slogan "the more catholic the better" für sich wirbt, zu derart verleumderischer Propaganda greift, tut man gerade als gläubiger Katholik gut daran, sich klar und unmissverständlich davon abzugrenzen.

Nun ist eine solche Abgrenzung allerdings in der Praxis gar nicht so einfach, wie man sich das vorstellen oder wünschen könnte - schon gar nicht in der Welt des Internets, in der Publizität sehr wesentlich durch Verlinkungen erzielt wird. Und verlinken kann schließlich jeder alles. Wer selbst erstellte Inhalte ins Internet stellt, wird sich im Allgemeinen auch nicht darüber beschweren, wenn diese irgendwo verlinkt werden, denn er will ja, dass seine Beiträge zur Kenntnis genommen werden. Passiert das nicht von alleine, dann sorgt man auch gern selbst dafür, Links zu seinen Beiträgen überall dort zu platzieren, wo es möglich ist und sinnvoll scheint. Zum Beispiel eben in Kommentarbereichen und Foren von Plattformen, mit deren inhaltlichen Ausrichtung man vielleicht nicht immer und überall übereinstimmt, wo man aber immerhin mit einem Publikum rechnen kann, das ein gewisses Interesse an den Inhalten haben könnte, die man dort verlinkt.

Es ist wohl nicht nur mir noch gut erinnerlich, wie im Zuge der Causa kreuz.net Personen ins Fadenkreuz der Öffentlichkeit gerieten, die sich durch Verlinkungen, Kommentare oder auch Gastbeiträge mit dieser Seite in Verbindung gebracht hatten. Auch dann, wenn die Beiträge der betreffenden Personen an sich durchaus nichts von Hass und Hetze an sich hatten, galt da: Mitgefangen, mitgehangen - oder: "Wer sich in die Bar begibt, bekommt darin Rum". Nun kann man im Falle von kreuz.net argumentieren, es hätte den Betreffenden - vielleicht nicht von Anfang an, aber ab einem gewissen Zeitpunkt dann doch - klar sein können und müssen, dass sie ein Hass- und Hetzportal vor sich haben, mit dem sie sich besser nicht gemein machen sollten. Ich würde aber grundsätzlich niemandem absprechen wollen, dass er in gutem Glauben und guter Absicht gehandelt hat. Was nun gloria.tv betrifft, kann ich aus oben genannten Gründen letztlich nicht beurteilen, ob die inkriminierten Beiträge repräsentativ für die Tendenzen der Seite oder nur schlimme "Ausrutscher" sind. Da aber festzustellen ist, dass auch Internet-Autoren, die auf oben beschriebene Art mit gloria.tv in Verbindung gebracht werden können, empfindliche Sanktionen blühen können, möchte ich lieber gleich gestehen: Wer gründlich genug sucht, wird auch eine Verbindung zwischen gloria.tv und diesem meinem Blog finden können. Diese Verbindung habe ich zwar nicht selbst hergestellt, habe mich aber auch nicht darüber beschwert. Meine Blogstatistik zeigt immer mal wieder nicht unerhebliche Zugriffe an, die von gloria.tv kommen. Wie Kompass? - In den Kommentaren zu verschiedenen Beiträgen auf gloria.tv wurden Artikel meines Blogs lobend erwähnt und verlinkt. Besonders mein Beitrag zum Thema Mund- und Handkommunion kam auf gloria.tv gut an. Ich unterstelle, dass meine Äußerungen zur Alten Messe dort auf weniger Gegenliebe stoßen werden, weiß es aber nicht. Aber wie dem auch sei: Ich habe im Allgemeinen nichts dagegen, wenn jemand meine Artikel gut findet und weiterempfiehlt. So eitel bin ich. Wenn jemand - siehe meinen vorigen Beitrag - Dinge, die ich geschrieben habe, einseitig (um)interpretiert, um auf meinem Herdfeuer sein eigenes Süppchen zu kochen, und zwar eines, das mir nicht schmeckt, dann lasse ich das nicht unkommentiert durchgehen. Das ist aber, soweit ich das überprüfen konnte, bei gloria.tv nicht der Fall gewesen, und deshalb empfinde ich keinerlei Zerknirschung darüber, dort verlinkt worden zu sein.

Abschließend und zusammenfassend: Ich schreibe in diesem Blog viel, wenn der Tag lang ist, aber ich glaube es verantworten zu können. Das, was ich schreibe, meine ich auch so (von Ironie einmal abgesehen, die kommt auch vor, sollte zumindest fürs geübte Auge aber als solche erkennbar sein) und stehe dazu. Werde ich missverstanden, kann ich das korrigieren. Wer nicht sicher ist, ob er mich richtig versteht, kann nachfragen. Dies alles vorausgesetzt, gilt: Ich habe ebensowenig gegen Zustimmung einzuwenden wie gegen Widerspruch. Ich gehe ohnehin nicht davon aus, dass es Leser gibt, die mit Allem einverstanden sind, was ich schreibe; aber ich will auch niemandem vorschreiben, ob er mit mir einverstanden sein darf oder nicht. Das gilt auch für die Autoren und Leser von gloria.tv. Und wie für mich selbst, so würde ich mir auch für andere Blogger (oder Autoren allgemein) wünschen, dass sie mehr danach beurteilt werden, was sie schreiben, als danach, wo ihre Artikel erscheinen, verlinkt oder nachgedruckt werden.

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