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Mittwoch, 11. Juni 2014

Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt darf, aber...

...ich bin gebeten worden, einen englischsprachigen Magazinartikel, den ich auf Facebook verlinkt habe, ins Deutsche zu übersetzen. Okay, mach ich gern - aber wenn ich meine Übersetzung des kompletten Artikels hier in meinem Blog veröffentliche, was sagt eigentlich das Urheberrecht dazu? Geht das als legitimes "Großzitat" durch, wenn ich die Quelle ordnungsgemäß angebe und verlinke? - Na, hoffen wir's mal. Immerhin verlange ich für meine Übersetzungsarbeit kein Geld; so gesehen tue ich den Autoren vielleicht sogar einen Gefallen.

Es handelt sich um einen im US-amerikanischen Online-Magazin Business Insider erschienenen Artikel von Michael Brendan Dougherty und Pascal-Emmanuel Gobry mit dem provokanten Titel "Time To Admit It: The Church Has Always Been Right On Birth Control", der bereits vom 8. Februar 2012 datiert, für mein Empfinden jedoch seither nichts an Aktualität eingebüßt hat. Eher im Gegenteil.- Hier meine Arbeitsübersetzung:

Es ist Zeit, es zuzugeben: Die Kirche hatte schon immer Recht in Sachen Geburtenkontrolle


Die Katholische Kirche als "abgehoben" oder "realitätsfern" darzustellen, mutet an wie ein Kinderspiel - bei all den albernen Hüten und vergoldeten Kirchen. Und nichts kommt dieser Einschätzung mehr entgegen als die ablehnende Haltung der Kirche zur Empfängnisverhütung.

Viele Menschen - einschließlich unseres Herausgebers - fragen sich, warum die Kirche diese Überzeugung nicht einfach auf den Müll wirft. Sie registrieren, dass die meisten Katholiken sie ignorieren und dass nahezu alle Übrigen sie als Zwietracht säend oder "veraltet" ansehen. "Kommt schon!", sagen sie. "Wir leben im 21. Jahrhundert! Kapieren die denn nicht, dass das dumm ist?", schreien sie.

Tja, aber die Sache ist die: Die Katholische Kirche ist die größte und älteste Organisation der Welt. Sie hat die größten Imperien, die die Menschheit je gesehen hat, zu Grabe getragen - von den Römern bis hin zu den Sowjets. Sie hat sich buchstäblich auf der ganzen Welt etabliert und alle Aspekte menschlicher Entwicklung beeinflusst. Sie hat uns einige der bedeutendsten Denker der Welt geschenkt, vom Hl. Augustinus bis hin zu René Girard. Wenn sie etwas tut, hat sie üblicherweise ihre guten Gründe dafür. Das Recht, anderer Meinung zu sein, bleibt Jedem unbenommen, aber man sollte nicht so tun, als handle es sich um einen Haufen verrückter alter weißer Typen, die geistig im Mittelalter festhängen.

Also, worum geht's?

Die Kirche lehrt, dass Liebe, Ehe, Sex und Fortpflanzung Dinge sind, die allesamt zusammengehören. Das ist auch schon alles. Aber es ist ziemlich bedeutsam. Und wenngleich die Kirche dies schon seit 2000 Jahren lehrt, ist es womöglich noch nie so ein hervorstechendes Thema gewesen wie heute.

Die heutigen Einwände der Kirche gegen Geburtenkontrolle wurden in einem Dokument von Papst Paul VI. aus dem Jahre 1968 mit dem Titel Humanae Vitae von Neuem bekräftigt. Paul VI. warnte vor vier zu erwartenden Ergebnissen, wenn eine weite Verbreitung künstlicher Verhütungsmittel zugelassen würde:

1. Allgemeines Absinken moralischer Standards
2. Ein Ansteigen von Untreue und unehelichen Geburten
3. Die Erniedrigung von Frauen zu Objekten der Befriedigung männlicher Begierden
4. Staatliche Einmischung in Fragen der Fortpflanzung.

Kommt uns das bekannt vor?

Denn es klingt doch sehr nach dem, was wir in den letzten 40 Jahren erlebt haben.

Wie George Akerloff schon vor über einem Jahrzehnt im Magazin Slate schrieb:
"Indem die Geburt eines Kindes zur körperlichen Entscheidung der Mutter erklärt wurde, hat die Sexuelle Revolution die Ehe und den Unterhalt für die Kinder zu einer sozialen Entscheidung des Vaters gemacht."
Anstatt dass beide Elternteile gemeinsam für das Kind verantwortlich sind, das sie empfangen - eine Anforderung, die mit Hilfe gesellschaftlicher Normen wie auch durch das Gesetz aufrecht erhalten wurde - , betrachten wir es heute als selbstverständlich, dass keines der Elternteile zwangsläufig für sein Kind verantwortlich ist. Es gilt bereits als hinreichende Pflichterfüllung seitens des Mannes, wenn er die gerichtlich festgesetzten Unterhaltszahlungen für sein Kind leistet. Das kann man wohl als ziemlich dramatisches Absinken der Standards für "Vaterschaft" bezeichnen!

Und wie geht's uns sonst so seit dieser großartigen Sexuellen Revolution? Kim Kardashians Ehe dauerte gerade mal 72 Tage. Uneheliche Geburten: klar im Aufwind. Im Jahre 1960 waren bei 5,3% aller Geburten in den USA die Mütter unverheiratet; bis zum Jahr 2010 stieg dieser Prozentsatz auf 40,8%. 1960 bestanden nahezu drei Viertel aller Haushalte aus Ehepaaren mit ihren Familien; laut der Volkszählung von 2010 machten sie nur noch 48% aus. Uneheliche Lebensgemeinschaften haben sich seit 1960 verzehnfacht.

Und falls Sie nicht der Meinung sind, dass Frauen darauf reduziert werden, Objekte zur Befriedigung der Männer zu sein: Willkommen im Internet! Haben Sie sich hier schon mal ein wenig umgeschaut? - Was die staatliche Einmischung angeht: Schauen Sie sich China an - oder auch die USA, wo eine staatliche Regelung des Zugangs zu Verhütungsmitteln dafür verantwortlich ist, dass wir hier gerade diese Diskussion führen.

Liegt das alles nur an der Pille? - Selbstverständlich nicht. Aber anzunehmen, die weit verbreitete Verfügbarkeit von künstlichen Verhütungsmitteln hätte nicht zu dramatischen gesellschaftlichen Umwälzungen geführt, oder diese Umwälzungen seien ausschließlich zum Guten ausgeschlagen, ist eine wesentlich albernere Auffassung als alles, was die Katholische Kirche lehrt.

Dasselbe gilt für die Auffassung, es sei von vornherein offenkundig albern, ethische Richtlinien aus einem ehrwürdigen Glauben zu beziehen. (Woher denn sonst? Von Britney Spears vielleicht?)

Aber wenden wir uns einem anderen Aspekt dieses Themas zu. Der Grund, weshalb unser Herausgeber meint, Katholiken sollten nicht fruchtbar sein und sich mehren, ist ebenfalls nicht stichhaltig. Die Weltbevölkerung, so schreibt er, befinde sich in einem Wachstumsprozess, der "nicht aufrecht erhalten werden" könne (oder dürfe).

Die "Abteilung Bevölkerungsfragen" der "Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten (DESA)" der Vereinten Nationen prognostiziert, dass das Bevölkerungswachstum sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte verlangsamen und sich um das Jahr 2050 bei einem Stand von etwa neun Milliarden Menschen einpendeln werde - einen Stand, der sich dann bis 2300 halten werde. (Dabei sollte man beachten, dass die UN, die weltweit Geburtenkontrolle und Abtreibung fördern, nicht gerade zu den Anhängern der Maxime "Seid fruchtbar und mehret euch" gezählt werden können.)

Mehr noch: Die Malthusianische Sicht auf das Bevölkerungswachstum hält sich noch immer hartnäckig, obwohl sie sich wieder und wieder als falsch erwiesen hat und für vielfaches unnötiges menschliches Leid verantwortlich ist. So steht beispielsweise China in Folge seiner fehlgeleiteten Ein-Kind-Politik vor einem massiven demographischen Einbruch und gesellschaftlicher Instabilität.

Menschlicher Fortschritt wird von Menschen gemacht. Alles, was die Lebensqualität verbessert, von der Demokratie über die Wirtschaft bis hin zu Internet und Penicillin, wurde entweder von Menschen entdeckt oder von Menschen geschaffen. Mehr Menschen bedeuten mehr Fortschritt. Der Entdecker des Heilmittels für Krebs könnte das vierte Kind von Jemandem sein, der beschließt, kein viertes Kind zu wollen.

Also, fassen wir zusammen:

  • Es ist eine gute Idee, dass Menschen fruchtbar sein und sich mehren sollen; und:
  • Unabhängig davon, wie Sie zur Haltung der Kirche gegenüber der Geburtenkontrolle stehen - sie hat sich als bemerkenswert prophetisch erwiesen. 

[Soweit meine Übersetzung. Weiterführende Links zum Thema, insbesondere Quellennachweise für die statistischen Angaben, finden sich im oben verlinkten Originalartikel; darüber hinaus möchte ich auch noch auf einen thematisch passenden Artikel meines Blogs hinweisen. Und jetzt warte ich mal ab, ob es Beschwerden wegen des Urheberrechts gibt...]